Historischer Rundgang Station 8


Marktplatz

Der Marktplatz ist Ortskern und Mittelpunkt von Singen. im 19. Jahrhundert lagen die Häuser in einem Umkreis von maximal 200 Metern um den Marktplatz. Über ein Marktgeschehen wissen wir allerdings nichts. In den Überlieferungen findet sich leider kein Hinweis, ob und gegebenenfalls bis wann an diesem Platz ein richtiger Markt abgehalten wurde. Vielleicht haben auch nur fahrende Händler in früheren Zeiten hier ihre Waren feilgeboten.

Die am Platz liegenden Gaststätten „Krone“ und „Adler“ haben mittlerweile ebenso geschlossen wie die zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte; so zum Beispiel die Bäckerei Bräuning, der Gemischtwarenladen Kraus oder das Frisörgeschäft Weber. Erhalten geblieben ist das sogenannte Waaghäuschen ("s'Woogheisle") mit einer Brückenwaage. Das Waaghäuschen beherbergte eine Viehwaage, in der regelmäßig das Schlachtvieh vor dem Gang zum Metzger gewogen wurde. Die Brückenwaage vor dem Haus war für Fahrzeuge und größere Tiere bestimmt. 1971 hatte die Waage ausgedient. Eine ihrer letzten Gewichtsproben war das Wiegen der Singener Narren.

Rund um den Marktplatz

Anwesen Wetzel
Im Anwesen Wetzel befand sich früher die Ölmühle Wilhelm Wetzel. 1920 wurde diese von ihm gegründet. Das Handwerk des Ölmüllers hatte er in Frankreich erlernt. Vor der Elektrifizierung wurde der Mahlstein durch ein Pferd angetrieben, das im Hof des Anwesens beständig im Kreis ging. Wetzel war nach 1945 ein sehr begehrter Mann, da Öl damals knapp war. 1966 wurde die Ölmühle aufgegeben.


Gasthaus Krone
Wie alle Wirtschaften war auch die Krone ursprünglich als landwirtschaftliches Anwesen erbaut worden. In diesem Fall im Jahr 1831 von Philipp Jakob Schlegel. Ab Mitte der 1880er Jahre befand sich auch eine Bäckerei im Gebäude, die 1918/19 wieder geschlossen wurde. Im Zweiten Weltkrieg diente der Bierkeller als öffentlicher Luftschutzkeller. Bis 1952 standen dem Gasthaus Mitglieder der Familie Schlegel vor. Danach gab es eine Reihe wechselnder Besitzer und Pächter. 


Die Geschichte der Krone als Gaststätte endet im Jahr 1970. Von 1974 bis 1989 war darin das Friseurgeschäft von Heiner Weber angesiedelt. Nach dem Umbau von 1989/90 wurde das Gebäude überwiegend gewerblich genutzt. Einen kurzen Wiederbelebungsversuch als Gaststätte gab es nochmals in den 1990er Jahren. Doch seit vielen Jahren befindet sich nun eine Zahnarztpraxis darin.

Die Wirtschaftsgebäude wie Stallungen, Scheune, Schuppen, an der Ecke Marktstraße / Kronenstraße verschwanden im Zuge der Ortskernsanierung.

Gasthaus und Metzgerei Zum Adler
Das Anwesen ist ähnlich alt wie die Krone. Die ersten Wirtsleute, die den Adler auch erbaut haben, waren die Eheleute Franz Schäfer. Seinerzeit gehörte auch ein landwirtschaftlicher Betrieb dazu. Im rückwärtigen Bereich über den Stallungen befand sich ein Veranstaltungssaal, der über eine Eisentreppe im Hof erreichbar war.

Karl Ade übernahm 1909 die Gastwirtschaft und erweiterte das Anwesen um eine Metzgerei; er selbst war Metzger. 1934 übernahm sein Sohn Emil den Betrieb. 1947/48 wurde umgebaut. Der Landwirtschaftsbetrieb wurde aufgegeben. An Stelle der Stallungen wurde an den Gastraum ein Veranstaltungssaal auf gleicher Ebene angebaut.

Später ging der Betrieb auf Harold und Henni Ade über. Der Gaststättenteil wurde in den 1980er Jahren geschlossen. An dessen Stelle wurde eine Bäckereifiliale eingerichtet. Die Metzgerei wurde bis heute beibehalten und wird mittlerweile von Martin Rothweiler geführt. 

Bäckerei Bräuning
Die Bäckerei war von 1906 bis 1939 in den Händen von Franz Schäfer. Ab 1950 hat dann Karl Bräuning die Bäckerei geführt und diese 1965 an seinen Sohn Walter übergeben. Dieser hat die Bäckerei bis 1987 betrieben.

Friseurgeschäft Roser
Philipp Roser betrieb in der Hauptstraße 40 ein Friseurgeschäft. "Beim Dorfbarbier, dem Roser-Philipp, kannst Du haben alles billig, …", so ein Auszug aus seinem Werbeplakat. Seine Nachfolger Eugen Roser, Heinrich Roser und Lothar Lutz führten das Geschäft bis 1960.

Gemischtwarengeschäft Kraus
Gegründet wurde das Geschäft von Gustav Schäfer im Jahr 1860. Später wurde es von Karl Kraus betrieben. Weitere Nachfolger waren Adolf Bräuninger, Fritz Kraus, ab 1957 Liesel Göhler und von 1964 bis 1980 Käthe Mielke. Mit Lebensmitteln war es anschließend vorbei; überwiegend gab es dann Schreib- und Bastelwaren und eine Zeit lang fungierte der Laden zusätzlich auch als Postfiliale.  

Schreinerei Gräßle
Gegründet von Emil Gräßle in den 1930er Jahren ging der Betrieb nach seinem Tod im Jahr 1966 auf Sohn Herbert über. Neben der Bau- und Möbelschreinerei gehören auch Bestattungen zum Geschäftsfeld. Mittlerweile wird der Betrieb durch dessen Sohn Oliver geführt.

Anwesen Kammerer
Ein weiterer Landwirtschaftsbetrieb, der am Marktplatz lange ansässig war und noch in den 1970er Jahren eine Stallung für Nutzvieh hatte ist der Hof Kammerer. Noch heute ist das pittoreske Fachwerkgebäude zu sehen.