Historischer Rundgang Station 16


Kohlplatte

Die Römer waren keineswegs die ersten Siedler im heutigen Remchinger Gemeindegebiet. Bereits etwa 500 Jahre früher bestanden hier keltische Siedlungen, von denen sich aber oft nur durch Zufall noch Spuren finden. Im Zuge der Verbreiterung und Tieferlegung der Bergstraße in Singen wurden 1949 am damaligen Ortsrand drei Gräber aus keltischer Zeit angetroffen. Die aufgefundenen Beigaben erlauben eine zeitliche Einordnung in die keltische Frühlatènezeit, genauer in das 4./3. Jh. v.Chr.

Grab 1 enthielt das N-S orientierte Skelett eines Mannes, als Beigabe fand sich eine schlecht erhaltene eiserne Lanzenspitze.

Grab 2 war ebenfalls N-S ausgerichtet, bei dem Skelett fanden sich keinerlei Beigaben.

Wesentlich aussagekräftiger war dagegen Grab 3: In der ca. 2,7 x 1 m großen und noch 1,4 m tiefen Grabgrube wurde das sehr schlecht erhaltene Skelett einer jungen Frau freigelegt. Noch in Trachtlage fand sich eine reiche Schmuckausstattung, welche die hier bestattete Frau als Angehörige der keltischen Oberschicht auszeichnet. Am Hals trug die Frau einen für diese Zeit charakteristischen Scheibenhalsring aus Bronze mit plastischen Verzierungen. Auf den Scheiben waren Verzierungen aus Edelkoralle angebracht, die leider nur noch in Resten vorlag – dieser aus dem Mittelmeerraum importierte kostbare Werkstoff unterstreicht den Wert des Schmuckstücks. Am rechten Arm wurde ein Armring aus gewelltem Bronzedraht getragen, am linken Arm und an beiden Füßen fanden sich aus Bronze gegossene Knotenringe. Die rechte Hand schmückte ein einfacher Bronzefingerring und ein wesentlich kostbarerer so genannter „Schaukelring“ aus Gold. An der linken Schulter hielt eine verzierte Fibel (Gewandspange) das Gewand zusammen. Auch dieses Stück war mit Ornamenten aus Edelkoralle verziert. Eine weitere einfache Fibel fand sich unter dem Kopf. Die Lage der Tracht- und Schmuckausstattung im Grab entspricht ihrer Trageweise im Leben, daher kann man sich auf der Basis solcher Grabfunde ein Bild von der Festtagstracht keltischer Frauen machen.

Die drei Gräber von Singen sind sicherlich nur Teil eines Friedhofs der frühen Latènezeit. Die Gräberfelder dieser Zeit umfassten üblicherweise 20 - 30 Bestattungen. Die zugehörige Dorfsiedlung dürfte in nicht allzu großer Entfernung davon im heutigen Ortsbereich von Singen gelegen haben.